Homöopathie-Patienten leben länger und kosten das Gesundheitssystem weniger

Patienten von Ärzten mit einer komplementären Zusatzausbildung kosten jährlich  7 Prozent weniger als Patienten, die sich ausschließlich auf konventionelle Medizin  verlassen. Das entspricht einer Kostenersparnis von 140 Euro pro Patient und Jahr. Gleichzeitig ist die Lebenserwartung dieser Patienten signifikant höher. Dies sind  Ergebnisse einer neuen Studie aus den Niederlanden, die im European Journal of Health Economics erschienen ist.

Im Fokus der Studie stehen die jährlichen Ausgaben der niederländischen Krankenkassen. Die Forscher vergleichen die Kosten von Patienten, die sich konventionell behandeln lassen, und von Patienten von Ärzten mit zusätzlicher Ausbildung in einer alternativen Heilmethode. Patienten der Homöopathie kosten das niederländische Gesundheitssystem durchschnittlich 15 Prozent weniger pro Jahr.

Die geringeren Kosten resultieren den Autoren nach aus weniger Krankenhausaufenthalten und einer geringeren Medikation. Auch bei der Sterblichkeitsrate wurden signifikante Unterschiede festgestellt. Sie liegt bei komplementär behandelten Patienten statistisch deutlich niedriger. Laut der Studie sind die Kostenunterschiede besonders groß bei der Altersgruppe der über 75-jährigen, die sich in eine anthroposophische Behandlung begeben haben. Hier liegt eine Ersparnis von knapp 400 Euro vor, was ein Drittel der jährlichen Gesamtkosten ausmacht.

Zwar sind große demographische Unterschiede auszumachen: Patienten der Komplementärmedizin sind im Vergleich zu Patienten der konventionellen Medizin tendenziell jünger, weiblich und besser gebildet. Allerdings wurden diese Unterschiede sauber statistisch adjustiert, so dass die Unterschiede bei den Kosten mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht auf soziodemographische Unterschiede zurückzuführen sind.

Die Ergebnisse der Studie basieren auf Daten von über 150.000 Versicherten der niederländischen Krankenkasse Azivo. Informationen zu Behandlungskosten, Geschlecht, Wohnort sowie Geburts- und Sterbedaten von konventionell und komplementär behandelten Patienten von 2006 bis 2009 wurden ausgewertet. Zum Vergleich wurden Daten von 1913 konventionellen Ärzten und 79 Ärzten mit zusätzlicher Komplementärausbildung hinzugezogen.

Die Autoren der Studie, Peter Kooreman und Erik W. Baars, geben zusätzlich mögliche Erklärungen für die Unterschiede an.  Geringere Kosten für komplementär behandelte Patienten können beispielsweise auch damit zusammenhängen, dass privat bezahlte Leistungen und Medikamente, die von den Krankenkassen nicht übernommen werden, der Studie nicht vorliegen. Es wurden nur Einsparungen der Gesetzlichen Krankenversicherung betrachtet. Die Ergebnisse der niederländischen Studie sind nicht ohne weiteres auf andere Länder übertragbar.

Studie „Patients whose GP knows complementary medicine tend to have lower costs and live longer“, Peter Kooreman and Erik W. Baars, Eur J Health Econ. 2011 Jun 22
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Neue Meta-Analyse bestätigt große Sicherheit von Ginkgo-Extrakten

Ginkgo biloba gehört zu den am intensivsten untersuchten Heilpflanzen. Extrakte aus seinen Blättern werden als Arzneimittel gegen Demenz, Gedächtnisstörungen, Schwindel oder Ohrgeräusche (Tinnitus) angewendet. Ginkgo-Extrakte fördern nachweislich die Durchblutung. Erhöht sich dadurch aber nicht auch die Neigung zu Blutungen? Eine kürzlich publizierte Meta-Analyse konnte diese Sorge ausräumen.

Die Befürchtung, nach Einnahme von Ginkgo-Extrakten komme es zu einer Verminderung der Blutgerinnung und damit zu einer vermehrten Blutungsneigung, ist wiederholt geäußert worden. Diplom-Pharmakologin Andrea J. Kellermann und Dr. Charlotte Kloft von der Universität Halle-Wittenberg sichteten deshalb für eine Meta-Analyse zunächst 296 potentiell relevante Studien der internationalen Fachliteratur in englischer, französischer und deutscher Sprache.

Nach dem Ausschluss von nicht den strengen Vorgaben entsprechenden Publikationen wurden die Daten von 18 Studien mit insgesamt 1.985 Erwachsenen (darunter 53 Prozent Frauen) ausgewertet. Für diese weltweit erste Meta-Analyse über Durchblutung und Gerinnung unter Ginkgo-Einnahme wurden alle verfügbaren Parameter von Blutfluss wie Fließverhalten (Viskosität), Plättchenaggregation, Fibrinogen-Konzentration usw. herangezogen.

Das Ergebnis: Es konnte kein Zusammenhang zwischen dem bewährten Phytopharmakon und abnormalen Blutungen gefunden werden (Pharmacotherapy 2011; 31(5):490-502). Die in den Studien untersuchten standardisierten Ginkgo-Extrakte beeinflussen zwar signifikant und klinisch relevant positiv die Durchblutung, führen jedoch nicht zu einer erhöhten Blutungsneigung. In keiner der analysierten Studien fand sich ein Hinweis auf ein erhöhtes Blutungsrisiko.

 

Beinwell-Extrakt bei der Behandlung stumpfer Traumen von Kindern

Nach aktuellen Erhebungen müssen in Deutschland jedes Jahr 1,67 Millionen Kinder nach einer Unfallverletzung ärztlich versorgt werden. Noch viel größer ist die Zahl der alltäglichen Bagatellverletzungen, die ohne ärztliche Hilfe von der Mutter oder dem Vater verarztet werden. Eine Salbe aus oberirdischen Teilen der Arzneipflanze Beinwell kann dabei eine
nachweislich wirksame Hilfe leisten, ergab eine aktuelle Studie Berliner Kinder- und Jugendärzte.

In acht Berliner Kinderarztpraxen wurden die Wirksamkeit und Verträglichkeit einer Schmerzsalbe, der zehnprozentigen Zubereitung aus der Beinwell-Sonderzüchtung Symphytum uplandicum Nyman ‚Harras’, bei 361 verletzten Kindern im Alter zwischen 4 und 12 Jahre untersucht. Der Zeitpunkt der behandelten Verletzung –  203 Prellungen, 76 Zerrungen und 85 Verstauchungen – durfte nicht länger als 48 Stunden zurückliegen. Kontrollen fanden nach drei bis fünf und nach
sieben bis neun Tagen statt. Dokumentiert wurden Symptome wie Druckschmerz, Bewegungsschmerzen, Einschränkungen der Beweglichkeit, Schwellungsgrad und Hämatome.

Die Auswertung der Daten von 292 (82,0%) Patienten erbrachte eindeutige Ergebnisse:

  • Für alle untersuchten Symptome ergaben sich bei den Kontrollen statistisch hochsignifikante Verbesserungen (Wilcoxon-Test p<0,001).
  • Bei 45 Prozent der Kinder stellte sich die Besserung bereits am zweiten oder dritten Behandlungstag ein.
  • Der Median der Gesamtgruppe lag bei vier Tagen.
  • Die Verträglichkeit war ausgezeichnet: Lediglich zwei Patientenberichteten über Juckreiz nach der ersten Anwendung.
  • Die behandelnden Kinder- und Jugendärzte waren in 89,2 Prozent der Fälle mit dem Therapieerfolg zufrieden.
  • Noch eindeutiger fiel die Beurteilung durch die Eltern der kleinen Patienten aus: 90 Prozent von ihnen gaben der Behandlung mit derBeinwell-Schmerzsalbe die Note „gut“ oder „sehr gut“.

Die Wirksamkeit der Beiwellsalbe konnte bereits früher in einer Reihe von klinischen Studien mit Erwachsenen belegt werden. Die aktuelle Untersuchung zeigt, dass diese Behandlung auch für Kinder geeignet ist.