Prävention oder Reparatur

Ein guter Bekannter von mir ist in seinem beruflichen Leben als Schiffselektriker zur See gefahren. In einem Gespräch erläuterte er mir in zwei Worten den wichtigsten Inhalt seiner Tätigkeit: „vorausschauende Instandhaltung“.

Ein Begriff, der mich ins Grübeln brachte.

Wie wäre es, wenn wir das auf den Menschen, ja auf das menschliche Sein übertragen würden. Und damit sind wir bei der Prävention. Mittlerweile ist es hinlänglich bekannt, dass wir mit einem präventiven Lebensstil, der eine gesunderhaltende Ernährung, Bewegung, ausreichend Schlaf, soziale Interaktion und ein sinnvolles Leben beinhaltet, viele unser sogenannten Zivilisationskrankheiten vorbeugen können.

Statt dessen aber verlassen wir uns auf eine vermeintlich allmächtige Reparaturmedizin, die die Fehler unseres Lebensstils korrigieren kann und wir somit lebenslang auf medikamentöse Gehhilfen angewiesen sind. Übrigens ein äußerst lukratives Geschäftsmodell für die Beteiligten. Diese Reparaturmedizin versucht nun zusätzlich gottgleich den genetische Code zu manipulieren, obwohl wir wissen, dass epigenetische Faktoren in den allermeisten Fällen mehr und effektiver das erreichen kann, was wir uns von der Reparaturmedizin erhoffen.

Selbstverständlich können wir uns nicht 100%ig vor allen möglichen Ungemach und Krankheiten schützen, aber wir können die Lebensstilfaktoren, die wir als krankmachend identifiziert haben, sehr wohl beeinflussen … aber wir tun es nicht (oder zumindest die Wenigsten von uns). Warum?

Und wenn wir nun das Prinzip der „vorausschauenden Instandhaltung“ nicht nur auf die individuelle Gesunderhaltung sondern auf die planetare Gesunderhaltung übertragen wird das katastrophale Ausmass dieser Ignoranz noch deutlicher.

Mit ungebremster Geschwindigkeit, in vollem Bewusstsein, dass unser Tun unsere Lebensgrundlagen nach und nach vernichtet, machen wir einfach so weiter bisher. Eine grundlegende Wandlung findet weder im Individuellen noch im Sozialen statt.

Im Gegenteil, mehr und mehr finden wir die Tendenz: ich zuerst, meine Nation als erstes …

Wir müssen eine Haltung an den Tag legen, die als Grundlage die Einheit aller Lebewesen nicht nur anerkennt sondern erkennt. Was ich meinen Mitgeschöpfen antue, tue ich mir selber an. Was ich anderen Nationen antue, tue ich mir selber an. Es gibt keine Trennung.

Für den Menschen wie für Mutter Erde gilt gleichermaßen: es ist weit nach 12 Uhr und unser Handeln muss gleichermaßen präventiv wie reparierend sein … und zwar jetzt.