Kinderbehandlung: Pflanzliche Kombination hilft gegen Bauchbeschwerden

Bauchschmerzen gehören zum „täglichen Brot“ des Kinder- und Jugendarztes: Bis zu 21 Prozent aller Kinder leiden unter Funktionsstörungen des Magen-Darm-Systems wie unter wiederkehrenden Schmerzen im oberen Bauchbereich (funktionelle Dyspepsie) oder einem so genannten Reizdarmsyndrom. Wie die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Michael Radke auf dem Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin in Potsdam berichtete, kann ihnen mit einem pflanzlichen Arzneimittel geholfen werden.

In einer offenen prospektiven Studie wurde die Anwendung einer Kombination aus neun Pflanzenextrakten, die zur Behandlung von Dyspepsie und Reizdarm zugelassen ist, bei Kindern im Alter von 3 bis 14 Jahren untersucht. 980 kleine Patienten mit gastrointestinalen Funktionsstörungen aus 43 Praxen bekamen von ihrem Pädiater das Medikament in einer altersentsprechenden Dosierung eine Woche lang verordnet.

Wie die Arbeitsgruppe von Professor Radke auf dem Potsdamer Kongress berichtete (Vortrag DGKJ-PV-041), konnten die Beschwerden der Kinder durch den einwöchigen Einsatz des pflanzlichen Arzneimittels deutlich gebessert werden.

Die Ergebnisse im Einzelnen:

  • 38,6 Prozent der Kinder bzw. deren Eltern beurteilten die Symptome als deutlich gebessert.
  • 35,6 Prozent der Studienteilnehmer waren nach einer Woche völlig frei von Symptomen.
  • Der mittlere Summenscore der Ober- und Unterbauchbeschwerden verringerte sich von 16.1 ± 8.93 Score-Punkten zu Beginn der Therapie auf 3.8 ± 4.24 Score-Punkte am Ende der Behandlungswoche.
  • Die Verträglichkeit wurde, was bei der Behandlung von Kindern stets das wichtigste ist, von 94,8 Prozent der Kinder und Eltern als sehr gut bzw. gut bewertet.
  • Von den 980 mit dem Phytopharmakon behandelten Kindern und Jugendlichen haben lediglich sieben über unerwünschte Ereignisse berichtet. Nur vier davon standen aber in einem wahrscheinlichen bzw. möglichen Zusammenhang mit der Therapie.

Weitere Informationen zu Phytotherapie finden Sie unter www.phytotherapie-komitee.de

Phytotherapie bei Verdauungsproblemen

Kalmus Foto: NL

Patienten mit wiederkehrenden Magen- oder Darmbeschwerden stellen ihren Arzt vor ein komplexes Problem: Hinter den Störungen kann sich ein breites Spektrum möglicher Ursachen verbergen – von leichteren funktionellen Erkrankungen bis hin zu schweren organischen Leiden. „Funktionell heißt aber nicht eingebildet!“, betont Prof. Dr. Hans-Dieter Allescher, Garmisch-Patenkirchen. Bei der Behandlung der funktionellen Beschwerden haben sich pflanzliche Arzneimittel besonders bewährt. Warum, zeigen neueste Forschungsergebnisse. 

„In letzter Zeit hat sich eine neue Sicht der funktionellen Magen-Darm-Erkrankungen entwickelt“, berichtete Prof. Allescher in München. Sie zeigen sich vielschichtiger als man früher angenommen hatte, können offenbar die Folge unterschiedlicher Ursachen sein und die genetische Prädisposition spielt hier auch eine wichtige Rolle.

Neue Erkenntnisse gibt es nicht nur zur Genese, sondern auch zur Therapie dieser Erkrankungen. STW 5, eine pflanzliche Kombination aus Extrakten von Iberis amara (Bittere Schleifenblume) und acht weiteren Arzneipflanzen (Angelikawurzel, Kamillenblüten, Kümmel, Schöllkraut, Mariendistel, Melisse, Süßholz und Pfefferminze) stellt zwar nach wie vor eine Standardtherapie dar, die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Michael Schemann, Lehrstuhl für Humanbiologie an der TU München, konnte aber kürzlich herausfinden, wie die Pflanzenkombination in die unterschiedlichen Regulationsmechanismen der Magenmuskulatur eingreift.

Das Medikament entwickelt gleichzeitig zwei paradoxe Aktivitäten:

  • Auf der einen Seite entspannt es die Muskulatur des Magenspeichers und erweitert so seine Aufnahmefähigkeit.
  • Gleichzeitig aktiviert es aber die Magenpumpe, die für den Weitertransport der Speisen zuständig ist, und fördert damit die Verdauung.

Das Forscherteam hat auch den scheinbaren Widerspruch zwischen diesen Effekten geklärt. Bei der Untersuchung der molekularen Wirkmechanismen an isolierten Muskelpräparaten fanden die Wissenschaftler heraus, dass dafür die in den einzelnen Magenregionen unterschiedliche Kalziumkanäle verantwortlich sind: Die Zellen im oberen Magensegment enthalten so genannte SOC Kalziumkanäle, die im unteren Bereich des Magens Kalziumkanäle vom L-Typ.

Weitere Informationen zu Phytotherapie finden Sie unter www.phytotherapie-komitee.de