Burn-out – Symptom unserer Zeit

Gestern erschütterte die Nachricht von Ralf Rangnicks Burn-out bedingten Rücktritt als Trainer von Schalke 04 die Sport- und Fußballwelt. Für die Verantwortlichen kam der Rückzug völlig überraschend und natürlich auch für die Öffentlichkeit.

Selbstverständlich kündigt sich ein Burn-out Syndrom an. Es ereilt einen nicht aus heiterem Himmel. Die geschilderten Beschwerden wie Appetitmangel und Schlafstörungen sind bereits Alarmzeichen und keine Hinweise. Alle zu diesem Thema Befragten reden über Berufsdruck, Stress, zu viel Öffentlichkeit (kein Rückzug ins Private mehr möglich) und Dauerbelastung.

In meinen Augen ist das lediglich die Spitze des Eisberges. In einer Umfrage des IfD Allensbach zu den häufigsten gesundheitlichen Beschwerden von 2008, geben 31% der Befragten an, sie würden unter Stress und Belastung leiden und weitere 29% unter Ermüdungserscheinungen. 25% gaben an, Schlafstörungen zu haben. Beeindruckende Zahlen finde ich. Und hier wurden nicht in der Öffentlichkeit stehende Persönlichkeiten mit einem hohen Berufsdruck befragt.

Das Burn-out Syndrom wird in der Regel mit zu viel Stress begründet. Und Stress macht krank, das wissen wir alle. Eine provokante These lautet: Stress hat man nicht, den mach man sich.

Da ist sehr viel Wahres dran. Wir haben verlernt, zu pausieren, müßig zu sein. Alle unsere Handlungen sind zweckgebunden. Wir nehmen uns nicht mehr die Zeit, die Wunder der uns umgebenden Natur zu würdigen und zu bestaunen. Wir schneiden uns systematisch ab vom natürlichen Quell der Erholung. Und, mit Verlaub, das ganze auch noch freiwillig.

Es ist zu einfach, die Ursachen im Berufsdruck, Karriere machen und in der Hektik unserer Zeit zu suchen. Das stellt uns alle als Opfer hin. Wir gestalten aber diese Welt und lassen uns dann von ihr treiben und hetzen.

Mach‘ mal Pause, auch wenn’s kostet. Der Preis für ein Leben ohne Pause, ohne Müßigang, ohne faul sein sind Überforderung, Burn-out und Depressionen. Im Übrigen müssen immer mehr Menschen wegen Depressionen stationär behandelt werden.

In diesem Zusammenhang möchte ich auf ein wunderbares Buch von Tom Hodgkinson verweisen: Anleitung zum Müßigang.

Mehr Müßigang, mehr Faulheit und eine Rückbesinnung auf und in die natürlichen Rhythmen sind Antworten auf das Symptom unserer Zeit: Burn-Out.

The Age of stupids – warum tun wir nichts?

Das beeindruckende Doku-Drama zum Klimawandel jetzt auch in deutschen Kinos

In immer tieferen Gewässern suchen Ingenieure nach Erdöl und schwören menschengemachte Umweltkatastrophen wie derzeit im Golf von Mexiko herauf: Immer mehr Risiko für immer mehr Wachstum. Der Film „The Age of Stupid – warum tun wir nichts?“ sucht nach Ursachen für den Größenwahn und nach Erklärungen, weshalb die Menschheit weiterhin arglos Ressourcen vergeudet, obwohl sie es besser wissen müsste. Bis zum Jahr 2055 könnte unser Planet veröden, wenn sich an der Abhängigkeit vom Erdöl nichts ändert.

Der letzte Mensch, gespielt vom oscar-nominierten Schauspieler Pete Postlethwaite, sucht in dem Film „The Age of Stupid – warum tun wir nichts?“ im Jahre 2055 als letzter Mensch der Erde vor seinem interaktiven Bildschirm nach Antworten auf die Frage: „Warum nur haben wir die Klimakatastrophe nicht verhindert, als wir noch die Chance dazu hatten?“ Sechs wahre Geschichten, angereichert mit Original-Fernsehbeiträgen der Zeit zwischen 1950 und 2008, dokumentieren den alltäglichen Wahnsinn unserer Zeit – und geben eine erschütternde Antwort, warum wir unseren Lebensraum nicht bewahren konnten.

Das britische Parlament hat sich inzwischen geschlossen der aus dem Film hervorgegangenen Bewegung „10:10“ angeschlossen. Außerdem 72.000 Menschen und große Unternehmen wie Sony, die Royal Mail oder die HSBC Bank. Die Forderung hinter „10:10“: Innerhalb von einem Jahr soll der Co2-Ausstoß um zehn Prozent reduziert werden.

Die Gefahr des Klimawandels ist zwar hinlänglich bekannt. Dieser Einsicht entsprechend handeln möchte aber niemand: Die Anwohner eines Dorfes im britischen Cornwall befürchten, dass Windräder ihre Landschaft verschandeln könnten. Ein indischer Geschäftsmann gründet in Indien eine Billig-Airline und lässt sich dafür feiern, den verheißungsvollen kapitalistischen Wohlstand in sein Land zu bringen. Ein 82-jähriger Bergführer in Frankreich sieht die Gletscher dahinschmelzen und kämpft gegen Lkw-Transporte durch seine Bergregion, die Milch nach Italien bringen, um sie als Joghurt wieder zurückzuholen. Eine Frau in Nigeria holt aus ihrem See Fisch, der von einer nahe liegenden Raffinerie verölt ist. „Im Westen muss das Leben so schön sein, da möchte man bestimmt gar nicht sterben“, sagt sie. Und ein Ingenieur auf einer Ölplattform im Golf von Mexiko kommt am Ende der Dreharbeiten zum persönlichen Fazit: Wir leben im Zeitalter der Dummen, weil wir so viel falsch machen, obwohl wir es eigentlich besser wissen.

In glaubhaften Bildern, ohne anklagend zu sein, legt der Film eine Denkart offen, die auf stetes Wachstum zielt, in immer tieferen Gewässern nach Öl bohrt – und an ihrem Größenwahn zugrunde geht. Gleichzeitig zeigt die Regisseurin Franny Armstrong aber auch alternative Ansätze, erzählt von gewöhnlichen Menschen, die im eigenen Umfeld mit einem großen Umbruch beginnen, der zu einem völlig neuen Umgang mit den Ressourcen der Erde führt.

Während Al Gores „Eine unbequeme Wahrheit“ das Interesse vieler Menschen an Klimafragen geweckt hat, geht „The Age of Stupid – warum tun wir nichts?“ einen Schritt weiter und hinterfragt den moralischen, psychologischen Nährboden, auf dem heutzutage jeder einzelne Weltenbürger das Klima betreffende Entscheidungen fällt. Entscheidungen, die angesichts der sich häufenden Naturkatastrophen bereits im Jahre 2055 der Welt ein neues Gesicht geben könnten. Und das nicht nur wegen der Umweltfolgen: In Berlin installierte der Joseph Beuys-Schüler Hermann Josef Hack anlässlich der Premiere am 1. Juni ein Miniatur-Klimaflüchtlingslager, um auf die politische Brisanz des Klimawandels hinweisen: Die Internationale Organisation für Migration prognostiziert für das Jahr 2050 ca. 200 Millionen Klimaflüchtlinge.

Kinostart: 3. Juni 2010. www.ageofstupid.tao.de

www.humannews.de