Wahl zum Windbeutel des Jahres

2013 verleiht foodwatch zum fünften Mal den Goldenen Windbeutel. In diesem Jahr gesucht:
die dreistesten Werbemaschen bei Kinderprodukten. foodwatch wirft den Herstellern vor,
Kindern möglichst viel ungesundes Junkfood andrehen zu wollen – häufig mit
Marketingmethoden gezielt an den Eltern vorbei. Nominiert sind …

Die Wahl zum Goldenen Windbeutel 2013 ist eröffnet. Ab sofort können die Verbraucher auf www.goldener-windbeutel.de einen Monat lang abstimmen, welches Unternehmen den Preis für die dreisteste Werbemasche des Jahres bei einem Kinderprodukt erhalten soll.

„Kinder sind die Zielscheibe der perfidesten Webestrategien von Lebensmittelherstellern“, sagt Oliver Huizinga, Experte für Lebensmittelwerbung bei der Verbraucherorganisation foodwatch. „Mit allen Mitteln versuchen die Unternehmen, den Einfluss der Eltern zu umgehen und Kinder für jene Produkte anzufixen, die die höchsten Gewinnmargen versprechen – und das sind nun einmal Süßigkeiten und Snacks.“ Für den Goldenen Windbeutel 2013 hat foodwatch fünf Produkte nominiert:

1. Capri-Sonne von Wild/SiSi-Werke, nominiert für Schul-Marketing und Sport-Schwindel: Für die Wasser-Zucker-Aroma-Mixtur mit ein bisschen Fruchtsaft setzt Hersteller Wild auf die Nähe zum Sport: Er spricht Kinder bei gesponserten Sport-Events an, vergibt ein eigenes Schwimmabzeichen. Außerdem verbreitet Capri-Sonne Unterrichtsmaterial mit Markenlogo und Lernaufgaben zum Produkt – indirekte Werbung an den Eltern vorbei.

2. Monster-Backe Knister von Ehrmann für die Vermarktung überzuckerter Produkte als Spielzeug: Der Hersteller setzt alles daran, überzuckerte Produkte als Spielzeug zu vermarkten. Bei all den Knister-, Blubber- oder Zunge-Färb-Applikationen gerät schnell in Vergessenheit, dass der „Fun- und Action-Joghurt“ mit acht Stück Würfelzucker pro 135-Gramm-Becher ganz einfach eine Süßigkeit ist.

3. Pom-Bär von Funnyfrisch für ein Paradebeispiel scheinheiliger Werbebeschränkungen: Der Hersteller hat sich eine Selbstbeschränkung für „verantwortungsvolles Marketing“ auferlegt, die Werbung an Kinder unter 12 Jahren grundsätzlich ausschließt. Außer, wenn die Produkte besondere Nährwert-Eigenschaften erfüllen. Diese Hürde überspringt nach funnyfrischs kreativer Definition aber selbst der fettig-salzige Pom-Bär-Snack (2,5 Prozent Salz, 28 Prozent Fett – und damit mehr als fünf Mal so salzig und doppelt so fettig wie Pommes frites von McDonald’s). Der wird mal eben als „kindgerecht“ umgedeutet – und kräftig weiter direkt an Kinder beworben.

4. Nestlé Kosmostars für Zucker-Kleinrechen-Tricks: Laut Nestlé ein „vollwertiger Start in den Tag“ mit „Vollkorngarantie“ – in Wahrheit schlicht eine Süßigkeit. „Weniger als 9 Gramm Zucker pro Portion“, wirbt Nestlé für seine Kinder-Frühstücksflocken – rechnet die „Portion“ aber auf gerade einmal 30 Gramm klein. Tatsächlich stecken 25 Prozent Zucker in den Kosmostars, mehr zum Beispiel als in Butterkeksen. Das stolz verkündete Zuckerreduktionsprogramm brachte nur eine Verbesserung von sehr viel zu viel auf viel zu viel.

5. Paula von Dr. Oetker für digitalen Kinderfang: Für den „Kuhflecken“-Pudding (mit 13 Prozent Zucker – mehr als in Dr. Oetkers Schokopudding) schlägt der Hersteller eine wahre Materialschlacht: Von Klingeltönen über eine iPhone-App bis Online-Karaoke zum Auswendiglernen des Paula-Kinder-Raps aus dem Werbespot. Höhepunkt: Internetspiele wie die „Flecken-Jagd“, bei der virtuelle Paulas so viele Puddings wie möglich einsammeln sollen. Zur Erinnerung: Kinder essen bereits doppelt so viele Süßigkeiten wie von Ernährungsexperten empfohlen.

foodwatch vergibt den Goldenen Windbeutel 2013 bereits zum fünften Mal, in den vergangenen Jahren immer als Negativpreis für die Werbelüge des Jahres. 2012 entfiel eine Mehrheit der fast 130.000 abgegebenen Stimmen auf Hipp. Die vorherigen Preisträger waren Ferrero (2011), Zott (2010) und Danone (2009).

Mit der Kür der dreistesten Werbemasche bei Kinderprodukten in diesem Jahr möchte foodwatch das Thema Kinderlebensmittel in den Fokus rücken. Während auf der einen Seite Fehlentwicklungen bei der Kinderernährung, insbesondere grassierendes Übergewicht, beklagt werden, wird die Lebensmittelindustrie nicht zur Verantwortung gezogen. In einem Marktcheck mit mehr als 1.500 Kinderprodukten hatte foodwatch 2012 nachgewiesen, dass drei Viertel der gezielt an Kinder vermarkteten Industrieprodukte süße und fettige Snacks sind. Mit Werbung fast ausschließlich für unausgewogene Produkte verstärkt die Lebensmittelindustrie diesen Trend – gleichzeitig setzt sie darauf, die Erziehungshoheit der Eltern zu umgehen, indem sie Kinder über Sportvereine, Schulen und Kindergärten oder digitale Medien anspricht.

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Verarbeitete Fleischprodukte steigern Risiko für frühen Tod

Fleischprodukt

Pieter Aertsen (circa 1508–1575) [Public domain], via Wikimedia Commons

Verarbeitete Fleischprodukte schrauben das Risiko eines frühen Todes nach oben, so die Universität Zürich http://www.uzh.ch in ihrer aktuellen Studie, für die Daten einer halben Mio. Menschen in Europa ausgewertet wurden. Eine Ernährung, die reich an Fleischerzeugnissen ist, stand in Zusammenhang mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und einem frühen Tod. Das Team um Sabine Rohrmann schreibt in BMC Medicine, dass das Salz und die Chemikalien, die eingesetzt werden, um das Fleisch haltbar zu machen, die Gesundheit schädigen.

Teilnehmer 13 Jahre lang begleitet

Für die Studie wurden Teilnehmer aus zehn europäischen Ländern durchschnittlich fast 13 Jahre lang begleitet. Es zeigte sich, dass Menschen, die eine große Menge an Fleischerzeugnissen aßen, auch eher rauchten, fettsüchtig waren und über andere Verhaltensmuster verfügten, die die Gesundheit schädigen. Auch als diese Risikofaktoren berücksichtigt wurden, schädigten die Fleischprodukte die Gesundheit.

Einer von 17 Teilnehmern starb. Jene, die täglich mehr als 160 Gramm verarbeitetes Fleisch zu sich nahmen – das entspricht zwei Würstchen und einer Scheibe Speck – starben mit einer um 44 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit innerhalb des Beobachtungszeitraums von 12,7 Jahren als jene Teilnehmer, die rund 20 Gramm aßen. Insgesamt starben fast 10.000 Teilnehmer an Krebs und 5.500 an Herzerkrankungen.

20 Gramm am Tag wären ideal

Laut Rohrmann steht hoher Fleischkonsum mit einem weniger gesunden Lebensstil in Zusammenhang. „Mit dem Rauchen aufzuhören, ist wichtiger als weniger Fleisch zu essen. Ich würde jedoch empfehlen, weniger Fleisch zu essen.“ Würde jeder der Probanden täglich nicht mehr als 20 Gramm Fleischprodukte zu sich nehmen, dann hätten drei Prozent der vorzeitigen Todesfälle verhindert werden können.

Die britische Regierung empfiehlt zum Beispiel, dass nicht mehr als 70 Gramm verarbeitetes Fleisch am Tag gegessen werden soll. Das entspricht in etwa zwei Scheiben Speck. Etwas Fleisch, sogar verarbeitetes Fleisch, ist laut der Studie hingegen gut für die Gesundheit. Rohrmann zufolge erleiden Menschen, die zwar auf Fleisch verzichten, aber ihre restliche Ernährung nicht umstellen, einen Mangel an wichtigen Mineralstoffen wie Eisen.

Erkenntnisse bereits bestätigt

Rachel Thompson vom World Cancer Research Fund http://wcrf.org betont, dass die Ergebnisse bestehende Hinweise darauf bestätigten, die Gesundheitsrisiken durch das Essen von Fleischprodukten betonten. „Unsere zuerst 2007 und dann 2011 bestätigten Forschungsergebnisse zeigen, dass das Essen von Speck, Schinken, Hotdogs, Salami und von bestimmten Würsten das Darmkrebsrisiko erhöhen kann.“

 

Der Fleischatlas

Der Fleischatlas

Im Durchschnitt isst jeder Deutsche in seinem Leben 1094 Tiere, verteilt auf vier Rinder, vier Schafe, 12 Gänse, 37 Enten, 46 Schweine, 46 Puten und 945 Hühner. Mit einem jährlichen Fleischverzehr von rund 60 Kilogramm essen die Deutschen doppelt so viel Fleisch wie die Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern. In den ärmsten Ländern der Welt liegt der Fleischkonsum unter 10 Kilogramm pro Jahr. Zugleich produzieren deutsche Fleischfabriken etwa 17 Prozent mehr Fleisch als verzehrt wird. Fast zwei Drittel der hiesigen Agrarflächen dienen inzwischen der Erzeugung von Futtermitteln. Diese und viele weitere Zahlen und Fakten enthält ein „Fleischatlas“, der in Texten und Grafiken die globalen Zusammenhänge der Fleischerzeugung aufzeigt und von der Heinrich-Böll-Stiftung, Le Monde Diplomatique und dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) herausgegeben wurde.

Barbara Unmüßig, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung: „Die intensive Fleischproduktion ist nicht nur qualvoll für die Tiere und belastet die Umwelt, sondern verschlingt gleichzeitig riesige Mengen an Rohstoffen, die wir als Futtermittel aus Ländern des globalen Südens importieren. Nach China ist Europa der größte Importeur von Soja. Argentinien und Brasilien erweitern in großem Stil ihre Anbauflächen für die Sojaproduktion. Das liegt fast ausschließlich am Sojahunger unserer Schlachttiere. Der steigende Fleischkonsum macht Land mehr denn je zu einem wertvollen Gut“, so Unmüßig weiter. Dies habe verheerende Folgen: „Mittlerweile nutzen wir nahezu ein Drittel der weltweiten Landflächen für die Futtermittelproduktion, während die Kleinbauern zunehmend ihr Land und damit ihre Nahrungs- und Existenzgrundlage verlieren. Das Schnitzel auf unserem Teller geht also nicht selten auf Kosten der Ernährungssicherheit zahlreicher Menschen im Süden dieser Welt“, kritisierte Unmüßig.

„Wir brauchen eine Kehrtwende in der Agrarpolitik. Das heißt: Subventionen für die intensive Fleischproduktion streichen, Landnahme im Süden verhindern, die kleinbäuerliche Landwirtschaft fördern und das Menschenrecht auf Nahrung endlich ernst nehmen“, forderte Unmüßig.

Der Fleischatlas zeigt auch, wie hoch der Einsatz von Antibiotika zur Gesunderhaltung der Tiere in der globalen Massenproduktion von Fleisch ist. Im weltweiten Ranking liegt Deutschland mit geschätzt etwa 170 Milligramm eingesetzten Antibiotika pro Kilo erzeugtem Fleisch auf einem der vorderen Plätze. Ergebnis davon ist die Zunahme von Antibiotika-Resistenzen. Europaweit sterben im Jahr rund 25000 Menschen auf Grund von Antibiotika-Resistenzen.

Der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger kritisierte in diesem Zusammenhang Agrarministerin Ilse Aigner: „Deutschland scheint Exportweltmeister bei Hühnern und Schweinen werden zu wollen. Es werden weiter neue Megaställe gebaut, deren Förderung Fleisch beim Discounter scheinbar billig macht. Tatsächlich zahlen die Verbraucher einmal beim Kauf des Fleisches, dann mit Steuergeld für neue Ställe und Schlachthöfe und drittens für die Umwelt- und Gesundheitsschäden. Bundesagrarministerin Aigner hat es nicht geschafft, hier Veränderungen einzuleiten“, sagte der BUND-Vorsitzende.

 

Der BUND setze sich dafür ein, bei der laufenden EU-Agrarreform die Vergabe der 60 Milliarden Euro Subventionen an strenge Umwelt- und Tierschutzauflagen zu binden. „2013 muss die Bundesregierung zeigen, dass sie Lokomotive der EU-Agrarreform ist und nicht deren Bremserin“, sagte der BUND-Vorsitzende. Deshalb werde sein Verband anlässlich der „Grünen Woche“ in Berlin am 19. Januar gemeinsam mit einem breiten Bündnis eine große Demonstration für Korrekturen der deutschen und europäischen Agrarpolitik durchführen.

Den „Fleischatlas“ finden Sie im Internet zum Download unter: www.bund.net/fleischatlas und www.boell.de/fleischatlas

Natürlich ist Bio gesünder

Kommentar des BÖLW zur Metastudie der Universität Stanford

In vielen Medien wird davon berichtet, dass eine Meta-Studie der Universität Stanford nach Auswertung von über 300 Studien weltweit zu der Schlussfolgerung gekommen ist, Bioprodukte seien nicht gesünder als konventionell erzeugte.

„Diese Darstellung ist ebenso verkürzt wie falsch“, kommentiert Felix Prinz zu Löwenstein, Vorstandsvorsitzender des BÖLW, solche Berichte. Denn der wesentliche und für die Gesellschaft auch wichtigste Vorteil der ökologischen Landwirtschaft bestehe in der Schonung natürlicher Ressourcen wie Boden, Gewässer, Klima und Biodiversität sowie in einer artgerechten Tierhaltung. „Gesündere Lebensmittel sind der kostenlose Zusatznutzen dieser Leistungen“, erläutert Löwenstein.

Gesünder sind Bio-Lebensmittel, weil sie im Vergleich zu konventionellen Lebensmitteln eine drastisch geringere Belastung mit Pestiziden und Arzneimittelrückständen aufweisen. Zu diesem Ergebnis kommen auch die Wissenschaftler aus Stanford. „Problematisch ist“, so Löwenstein, „dass sie die Bedeutung dieses Befunds in unverantwortlicher Weise herunterspielen. Dies umso mehr, als die Wissenschaft noch viel zu wenig über die Wirkung von Rückständen mit mehreren Pestiziden weiß – und solche Mehrfachbelastungen findet man in konventionellen Produkten ausgesprochen häufig.“ Auch sei der signifikant höhere Anteil sekundärer Pflanzeninhaltsstoffe, wie beispielsweise die gesundheitsfördernden Antioxidantien, ein wichtiges Argument für Bioprodukte.

Welche Gesundheitswirkungen Bio im Vergleich zu einer Ernährung mit konventionellen Produkten tatsächlich hat, ist hingegen kaum festzustellen. Denn Studien, in denen große Probandengruppen sich über einen längeren Zeitraum ausschließlich Bio oder ausschließlich konventionell ernähren, sind kaum durchführbar – und daher hat sie nie jemand angestellt.

„Biokunden kaufen unsere Produkte ohnehin nicht nur der eigenen Gesundheit zuliebe“, resümiert Löwenstein. „Mit ihrer Kaufentscheidung wollen sie für sich selbst und für den Zustand unserer Erde Verantwortung übernehmen.“

Trendgetränk Bubble Tea: Gesundheitsrisiko für Kleinkinder

Stärkekugeln können in die Atemwege gelangen und die Atmung blockieren

Bubble Tea hat sich zu einem Trendgetränk entwickelt, das vor allem bei Kindern und Jugendlichen sehr beliebt ist. Das bunte Getränk besteht aus gesüßtem grünen oder schwarzen Tee und wird mit Milch und Fruchtsirup versetzt. Als Besonderheit werden dem Getränk Kügelchen (Bubbles) aus Stärke zugesetzt, die mit einer süßen Flüssigkeit gefüllt sind. Bubble Tea wird mit einem breiten Strohhalm getrunken, durch den auch die Bubbles in den Mund gesaugt werden. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) weist darauf hin, dass Bubbles in die Atemwege eindringen können. „Insbesondere bei Kindern bis zum Alter von vier Jahren besteht die Gefahr, dass sie versehentlich Fremdkörper in die Lunge verschlucken“, erklärt BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel. „Und genau das kann passieren, wenn Bubbles mit einem Strohhalm eingesaugt werden.“ Nach Einschätzung des BfR sind solche Fälle vorhersehbar. Berichte in der Presse über erste Notfälle sind vom BfR bisher nicht verifiziert, werden jedoch als plausibel eingeschätzt. Daher empfiehlt das BfR, dass beim Verkauf von Bubble Tea deutlich sichtbar auf dieses Gesundheitsrisiko hingewiesen wird.

Beim Verzehr von Bubble Tea können die Stärkekügelchen versehentlich in die Lunge eindringen. Die Bubbles, die mit einem breiten Strohhalm eingesaugt werden, sind etwa 10 bis 15 mm groß, haben eine elastisch-weiche Konsistenz und sind mit einer Flüssigkeit gefüllt.

Werden Fremdkörper in die Lunge verschluckt, spricht man von „Aspiration“. Verschiedene Faktoren begünstigen solche Aspirationsunfälle. Dazu gehört das Saugen mit einem Strohhalm, weil dabei durch den Unterdruck, der im Rachenraum entsteht, auch der Kehlkopfdeckel angehoben werden kann. Dadurch wird die beim Schlucken normalerweise verschlossene Luftröhre geöffnet und Flüssigkeiten oder Feststoffe können leicht in die Lunge gelangen. Zudem ist bekannt, dass Fremdkörper, die so groß sind wie Erdnüsse, gerade von Kindern bis zum Alter von vier Jahren besonders leicht in die Lunge verschluckt werden. Die in Bubble Tea verwendeten Kügelchen haben eine ähnliche Größe.

Bislang sind dem BfR keine Aspirationsunfälle durch Bubble Tea gemeldet worden. Allerdings werden solche Unfälle in Deutschland auch nicht systematisch erfasst. Ein gesundheitliches Risiko für Kleinkinder ist jedoch vorhersehbar. Berichte in der Presse über erste Notfälle sind vom BfR bisher nicht verifiziert, werden jedoch als plausibel eingeschätzt. Daher sollte beim Verkauf von Bubble Tea darauf hingewiesen werden, dass die Bubbles beim Saugen mit einem Strohhalm insbesondere bei Kindern bis zum Alter von vier Jahren leicht in die Lunge gelangen könnten. Denkbar sind neben entsprechenden Hinweisen auf den Produkten oder in der Produktwerbung auch Piktogramme, die die Gefahr des Verschluckens in die Lunge darstellen.

Über das BfR

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine wissenschaftliche Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien und Produktsicherheit. Das BfR betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.

Die Heilkraft der Olivenblätter

Foto: Emőke Dénes

Nicht nur im Öl aus den Früchten, auch in den Blättern des Olea europaea – wie der Olivenbaum botanisch heißt – stecken viele Wirkstoffe für unsere Gesundheit. Die Olivenblätter werden wie das Olivenöl seit langer Zeit für verschiedene Anwendungen und Heilverfahren verwendet. In ihrem Bestseller „Natürlich heilen mit Olivenöl“ (rund 200.000 verkaufte Exemplare) hat die Diplom-Biologin und Medizinjournalistin Birgit Frohn bereits die Wirkungen des mediterranen Allheilmittels für gesunde Küche und Körperpflege vorgestellt. Nun erweitert sie mit ihrem neuen und aktualisierten Ratgeber „Die Heilkraft der Olive“ dieses Spektrum unter anderem mit Empfehlungen zum Olivenblattextrakt, einem Zwei-Wochen-Diätplan und einer hilfreichen Bezugsquellen-Übersicht.

Das traditionelle Wissen war längere Zeit in Vergessenheit geraten, heute erleben Olivenblätter und Extrakte eine Renaissance. Und mittlerweile ist auch wissenschaftlich belegt, dass Olivenblattextrakt ein wertvolles Heilmittel mit umfassenden Wirkungen darstellt. Seit der Zeit der Pharaonen hatten die Blätter des Olivenbaums quer durch alle Epochen ihren festen Platz unter den Medikamenten der Heilkundigen – das galt für das antike Griechenland ebenso wie für das alte Rom. Etwas später fanden sich die Olivenblätter im Behandlungskanon der Klosterärzte wieder. Wer ihnen besondere Wertschätzung zuteilwerden ließ, war Hildegard von Bingen (1098 – 1179). Die heilkundige Äbtissin behandelte unter anderem Beschwerden des Verdauungstraktes mit Tee von Olivenbaumblättern.

Gesunderhaltung von Herz und Kreislauf

Die Erfolge der Olivenblatt-Medizin sprachen sich herum, und so kam sie bald in vielen Regionen weltweit zum Einsatz: Britische Ärzte z. B. behandelten an Malaria erkrankte Patienten mit einem Tee aus Olivenblättern. Die Wirkung wurde auf die bittere Substanz Oleuropein zurückgeführt, einer der wichtigsten Wirkstoffe der Olivenblätter. Er schützt den Baum vor Schädlingen und Bakterien und macht ihn damit so enorm robust und widerstandsfähig. Erst in den 1960er Jahren wurden dann hochkonzentrierte Extrakte gewonnen und systematisch auf ihre umfassenden Wirkungen hin untersucht. So stellten italienische Wissenschaftler fest, dass Olivenblätter eine blutdrucksenkende Wirkung haben. Einige Jahre später fanden bulgarische Kollegen heraus, dass die Blätter die Blutgefäße weiten, deren Elastizität erhöhen und damit den Blutfluss verbessern – alles Eigenschaften, die sehr wichtig für die Gesunderhaltung von Herz und Kreislauf sind.

Natürliche Alternative zu Antibiotika

Die rege Forschung der folgenden Jahrzehnte erbrachte viele weitere wichtige Erkenntnisse über Blätter des Olivenbaums, so z. B., dass diese vor Arteriosklerose schützen und Herzrhythmusstörungen wirksam bessern können. Olivenblattextrakt ist außerdem die natürliche Alternative zu Antibiotika: Die Wirkstoffe aus den Blättern des Olivenbaums stimulieren die Immunabwehr und bekämpfen viele infektiöse Erkrankungen, ohne jene Nebenwirkungen und Risiken, die Antibiotika in der Regel mit sich bringen. Olivenblätter tragen zudem wirksam dazu bei, Alterungsprozesse zu verlangsamen. So regt vor allem Oleuropein die Bildung elastischer Fasern in der Haut an und führt zur Straffung bei Falten und Bindegewebsschwäche. Olivenblattextrakt hat zudem dank seiner ausgeprägten antimikrobiellen Wirkung ein hohes Schutzpotenzial für die Haut.

Perfektes Zusammenspiel mit Synergie-Effekt

In den Olivenblättern steckt sogar mehr an gesundheitsfördernden Wirkstoffen als im Olivenöl. So liegt der wichtige Inhaltsstoff Oleuropein in den Blättern in bis zu 3.000-fach höherer Konzentration vor als in den Früchten und damit im Olivenöl. Die umfassend positiven gesundheitlichen Wirkungen der Olivenblätter sind das Ergebnis aus dem perfekten Zusammenspiel ihrer Inhaltsstoffe. Pharmakologische Untersuchungen haben gezeigt, dass das Geheimnis ihres enormen Potenzials auf einem so genannten Synergie-Effekt beruht: Die einzelnen Inhaltsstoffe verstärken und ergänzen sich gegenseitig in ihrer Wirksamkeit. Somit trägt die Olive in all ihren Verarbeitungsformen dazu bei, Gesundheit und Wohlbefinden zu bewahren und damit ein nachhaltiges „Urlaubsgefühl“ im Alltag zu integrieren.

Buchtipp:
Birgit Frohn: Die Heilkraft der Olive. Pflege von Haut und Haaren / Heilrezepte für viele Beschwerden / Jungbrunnen Olivenblattextrakt / Gesunde Rezepte aus der Mittelmeerküche / Die Mittelmeer-Diät (2-Wochen-Plan) / Extra: Ölzieh-Kur. Mankau Verlag 2012, 14,95 € (D) / 15,40 € (A). Broschur, 4-farbig, 15 x 21,5 cm, 205 Seiten, ISBN 978-3-86374-046-7

Link-Empfehlungen:
* Informationen und Leseprobe zum Buch „Die Heilkraft der Olive“
* Mehr zur Autorin Birgit Frohn
* Neues Internetforum mit Birgit Frohn

Einen Apfel pro Tag

Der Volksmund hält Äpfel schon lange für besonders gesund und hat damit offensichtlich recht: “Der regelmäßige Konsum von Äpfeln oder Apfelsaft könnte zu einem reduzierten Darmkrebsrisiko führen”, sagte Dr. Clarissa Gerhäuser vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg auf einer Veranstaltung des Instituts Danone Mitte Juni in Kiel.

Viel versprechende Inhaltsstoffe sind die in Äpfeln reichlich enthaltenen Polyphenole. Zu dieser großen Gruppe sekundärer Pflanzenstoffe gehören beispielsweise Flavonoide, Catechine und Hydroxyzimtsäuren, aber auch die noch kaum untersuchte Substanzklasse der Procyanidine. Bislang wurden im Apfelsaft über 30 verschiedene Polyphenole isoliert und getestet. Fast alle Verbindungen zeigten in vitro gute antioxidative, aber auch andere Schutzeffekte. Im Tiermodell bewiesen sie Krebs vorbeugendes Potenzial: Naturtrüber Apfelsaft wie auch Apfelsaftextrakt bewirkten bei Mäusen mit einer genetischen Veranlagung zur Bildung von Adenomen im Dünndarm einen Rückgang dieser gutartigen Wucherungen um etwa 40 Prozent.

Dazu passen die Ergebnisse einer aktuellen Humanstudie: Bei Patienten mit künstlichem Darmausgang behielten die Procyanidine während der Darmpassage ihre antioxidative Wirkung und erreichten den Dickdarm. Wahrscheinlich verringern sie dort den oxidativen Stress und tragen so dazu bei, das Darmkrebsrisiko zu senken.

“Die verschiedenen Apfelsaftpolyphenole können sich in ihrer Wirkung ergänzen oder sogar verstärken. Deshalb ist es wichtig, möglichst das ganze Spektrum aufzunehmen”, sagte Dr. Gerhäuser. Am höchsten ist der Polyphenolgehalt in trübem Apfelsaft, am besten frisch gepresst oder als Direktsaft. Klarer Apfelsaft aus Konzentrat enthält am wenigsten Polyphenole. Da der Großteil sekundärer Pflanzenstoffe unter der Schale sitzt, sind frische Äpfel den Säften in punkto Polyphenolen überlegen. Je nach Sorte, Anbaugebiet oder Erntejahr können die Werte erheblich schwanken: So weisen Mostäpfel deutlich höhere Konzentrationen auf als Tafeläpfel.

www.aid.de

Zu viel Salz in verarbeiteten Lebensmitteln

Salz, Kochsalz

Salz - Foto: Christian Thiele

Verarbeitete Lebensmittel sind die mächtigsten Salzbomben – dabei schmecken viele nicht einmal besonders salzig. Ein Drittel des Salzkonsums geht hierzulande auf das Konto von Backwaren, weitere Quellen sind Wurst, Fleischwaren, Käse oder Fertiggerichte. Die meisten Deutschen nehmen mehr als die empfohlene Menge von 6 Gramm Salz am Tag zu sich. Die langfristigen möglichen Folgen: Bluthochdruck, unter dem schon jeder zweite Bundesbürger leidet und daraus resultierende Schlaganfälle und Herzinfarkte.

Die Zeitschrift test listet in ihrer April-Ausgabe auf, welche Lebensmittel besonders salzintensiv sind. Die Tester haben dafür verarbeitete Lebensmittel aus den Tests der vergangenen neun Jahre auf ihren aktuellen Salzgehalt analysiert, darunter Fertigpizza, Aufbackbrötchen und Würstchen.

Wer zum Beispiel eine tiefgekühlte Pizza Speciale isst, nimmt schon 83 Prozent der täglich empfohlenen Salzmenge zu sich. Bei einer Portion Matjesfilets sind es bis zu 155 Prozent, mit einer Portion Rotkohl oder Rahmspinat haben Verbraucher schon ein Viertel der empfohlenen Tagesdosis intus. Wer zum Frühstück zwei Aufbackbrötchen isst, hat schon mehr als ein Drittel der empfohlenen Tageszufuhr an Salz zu sich genommen. Mehr als zwei Drittel, nämlich 4,2 Gramm Salz, stecken in einer Portion fertig gekauftem Kartoffelsalat mit zwei Wiener Würstchen.

Beim Salz in verarbeiteten Produkten lässt die Lebensmittelkennzeichnung den Verbraucher im Stich. Hersteller müssen nämlich nicht den Gehalt an Kochsalz, sondern nur dessen Bestandteil an Natrium kennzeichnen. Die reine Natriumangabe ist aber eine Zumutung, weil der Verbraucher daraus selbst den Kochsalzgehalt berechnen muss. Transparenz ist erst im Jahr 2016 in Sicht, dann müssen die Gehalte für Kochsalz klar angeben werden.

Der ausführliche Artikel „Salz in Lebensmitteln“ ist in der April-Ausgabe der Zeitschrift test und online unter www.test.de veröffentlicht.

Bluthochdruck – weniger Salz hilft

BfR empfiehlt Senkung des Salzgehaltes von verarbeiteten Lebensmitteln als Maßnahme gegen Bluthochdruck.

Was wäre die Suppe ohne das Salz? Der Zusatz von Salz bei der Verarbeitung von Lebensmitteln hat vielfachen Nutzen: Salz kann sowohl die Haltbarkeit als auch den Geschmack verbessern, es ist außerdem an vielen elementaren Stoffwechselprozessen in unserem Körper beteiligt. Aber ein Zuviel des Guten schädigt die Gesundheit. Ein hoher Salzkonsum kann den Blutdruck in die Höhe treiben und begünstigt Herz-Kreislauferkrankungen. Durch eine geringere Salzaufnahme kann der Blutdruck bei vielen Personen gesenkt werden. Nach einer gemeinsamen Einschätzung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR), des Max Rubner-Instituts (MRI) und des Robert Koch-Instituts (RKI) nimmt die Mehrheit der deutschen Bevölkerung zu viel Salz auf. Ausschlaggebend ist jedoch nicht der Griff zum Salzstreuer. Es sind vor allem Brot, Milchprodukte (z.B. Käse), Fleisch- und Wurstwaren. Diesen Lebensmitteln wird nicht nur Salz bei der Herstellung zugesetzt, sie werden außerdem viel verzehrt. Vor dem Hintergrund, dass fast die Hälfte der deutschen Erwachsenen (44 % Frauen, 51 % Männer) einen erhöhten Blutdruck haben, empfiehlt dasBfR den Salzgehalt in verarbeiteten Lebensmitteln zu reduzieren.

Die durchschnittliche Salzaufnahme der deutschen Bevölkerung ist zu hoch. Besonders junge Männer, Kinder und Jugendliche verzehren zu viel Salz. Da es einen Zusammenhang zwischen hohem Salzkonsum und Bluthochdruck gibt, empfehlen MRI, RKI und BfR die Salzaufnahme in der Bevölkerung zu verringern. Eine salzreduzierte Ernährung ist aber nicht einfach umzusetzen, da Salz in fast allen verarbeiteten Lebensmitteln vorkommt.

Zu den Lebensmitteln, über die besonders viel Salz aufgenommen wird, gehören Brot, Milchprodukte (z.B. Käse) sowie Fleisch- und Wurstwaren. Innerhalb dieser Lebensmittelgruppen gibt es jedoch Unterschiede. Produkte, bei denen Salz zur Konservierung verwendet wird, wie beispielsweise Salami, weisen besonders hohe Salzgehalte auf. Hartkäse ist salzreicher als Frischkäse. Auch Knabbereien oder Soßen enthalten oft viel Salz. Da diese Lebensmittel jedoch deutlich seltener bzw. in geringeren Mengen als die oben genannten Nahrungsmittel verzehrt werden, tragen sie nur einen geringen Teil zur gesamten Salzaufnahme bei.

Eine Empfehlung an die Verbraucher, verarbeitete Lebensmittel in geringerem Maße zu verzehren, ist schwer realisierbar, da sie in Deutschland einen festen Bestandteil der Ernährung ausmachen. Deshalb empfiehlt das BfR den Salzgehalt in verarbeiteten Lebensmitteln zu verringern. Verbraucher sollten außerdem Salz im Haushalt generell nur mäßig verwenden, um zusätzliche Salzeinträge zu vermeiden. Eine Anpassung an den milderen Salzgeschmack kann durch eine schrittweise Reduktion erfolgen. So können Gaumen und Zunge an den abgeschwächten Geschmack gewöhnt werden.

Die blutdrucksenkende Wirkung einer salzreduzierten Ernährung kann durch körperliche Aktivität, Gewichtsreduktion, gemüse- und obstreiche Kost und das Meiden von Alkohol unterstützt werden.

Aufhören mit dem Nichtstun

(aid) – „Prävention“ ist mindestens ein genauso großes Wort wie „Nachhaltigkeit“. Wer sich mit Ernährungs- und Gesundheitsthemen beschäftigt, kann ein Lied davon singen. Kaum eine Diskussion oder eine Pressemeldung kommt in diesem Bereich ohne das Signalwort aus. „Das Wort Prävention wird in jeder gesundheitspolitischen Debatte mindestens zwanzigmal in den Mund genommen und bleibt doch immer ein Lippenbekenntnis“, meint auch Professor Dr. Hans Hauner, Ernährungsmediziner der Technischen Universität München (TUM).

Anlass einer erneuten Debatte um gesundheitsvorbeugende Maßnahmen war ein dreitägiger Kongress der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) Mitte März 2012 mit dem ehrgeizigen Titel „Ernährung und Prävention – Chancen und Grenzen“. Die Tatsache, dass sich dazu im kleinen bayerischen Freising rund 700 Wissenschaftler trafen, spricht für die Brisanz des Themas.

Die Notwendigkeit einer übergeordneten Präventionsstrategie ist bei Ernährungswissenschaftlern und -medizinern seit Jahren völlig unumstritten. Das gilt vor allem für jene Berufsgruppen, die sich ganz praktisch mit der Umsetzung gesundheitlicher Themen beschäftigen oder sich um Projekte kümmern; seien es Diätassistenten, Oecotrophologen, Sozialarbeiter oder Lehrer, Mediziner oder Psychologen. Gebetsmühlenartig wird von Verbänden, Organisationen und Institutionen das längst bekannte Wissen um präventive Maßnahmen wiederholt.

Und offenbar hat nun auch die Wissenschaft genug von einer ständig wiederkehrenden Diskussion um bereits Bekanntes: „Wir schreiten gesamtgesellschaftlich viel zu spät ein in die gesundheitliche Förderung“, so Hauner. „Was wir bieten können ist lediglich Reparaturmedizin. Dabei sind sehr viele Krankheiten vermeidbar.“ So ist die Wissenschaft schon lange soweit, zum Beispiel Risikopatienten des Diabetes Typ2 zu erkennen und entsprechend vorzubeugen. Ein Lichtblick hier ist – nach jahrzehntelangem Ringen – die Anfang März beschlossene Festlegung, dass der Test auf Schwangerschaftsdiabetes zwingend vorgeschrieben ist. Eine einfache Präventionsmaßnahme, die Mutter und Kind effizient und diagnostisch gesichert schützen kann.

Auch Professor Dr. Hannelore Daniel, Ernährungsphysiologin der TUM, sieht dringenden Handlungsbedarf: „Es kann und darf nicht sein, dass immense Kosten im Gesundheitssystem für die Behandlung ernährungsmitbedingter Krankheiten ausgegeben werden.“ Präventionsmaßnahmen seien da wesentlich kostengünstiger, entsprechend müsse man über eine ökonomische Umverteilung sprechen. Daniel appellierte an alle Beteiligten Mut zu beweisen. „Wenn wir von heute auf morgen aus der Atomkraft aussteigen können, sollten wir den Mut haben auch in der Präventionspolitik unkonventionelle Wege zu gehen. Bei uns heißt es immer ‚das geht nicht‘, aber wir sollten von anderen Ländern lernen“. Als grundlegendes Beispiel nannte Daniel die traditionelle chinesische Medizin.

Sie setzt nicht erst bei einer Symptombehandlung ein. Hier steht die Gesunderhaltung im Mittelpunkt. Also nicht der Kranke, sondern der Gesunde. Für Daniel geht es vor allem um das Ausprobieren von nationalen Maßnahmen. „Wir müssen auch einmal etwas in die Waagschale werfen und danach schauen, wo wir nachbessern müssen“. Besser sei es, irgendetwas in großem Stil zu testen, als gar nichts zu tun.

Andere Länder, andere Sitten. Was bei uns kaum möglich scheint, wird in vielen Ländern bereits umgesetzt oder einfach ausprobiert. Als bekanntes Beispiel sei hier die so genannte Fettsteuer in Dänemark erwähnt. Hierbei werden Lebensmittel mit hohem Gehalt an gesättigten Fettsäuren mit einer Abgabe belegt. Übrigens wurde die Fettsteuer nicht nur von einer konservativen Regierung beschlossen, sondern von den inzwischen regierenden Sozialdemokraten auch noch angehoben. Und das erstaunliche daran ist, dass dies mit großer Zustimmung der Bevölkerung geschieht. Offenbar sind Steuern oder Steuererhöhungen außerhalb Deutschlands nicht das rote Tuch, wie hierzulande, sondern das, was sie per definitionem sind: ein Steuerungsinstrument eines Staates. Es scheint in der Bevölkerung akzeptiert, dass der Staat die Menschen mittels fiskalischen Anreizen auf den richtigen Weg bringen darf oder soll.

Aber Steuern sind sicher nicht das Allheilmittel. Spannend ist in jedem Falle, wie sich die politische und gesellschaftliche Debatte um präventive Maßnahmen im gesamten Gesundheitswesen weiter entwickelt. Prävention – nachhaltig durchdacht – käme den praktischen und wissenschaftlichen Erkenntnissen in jedem Falle entgegen. Von den Vorteilen für den Einzelnen mal ganz abgesehen.
Harald Seitz, www.aid.de