Antibiotika bei Kindern: Gefährliche Verordnungspraxis

Im Jahr 2009 hat jedes zweite Kind zwischen drei und sechs Jahr en Antibiotika verschrieben bekommen. Bei Kindern im Alter von null bis zwei Jahren lag die Rate mit 45 Prozent nur unwesentlich niedriger. Und bei Kindern und Jugendlichen bis 17 Jahren sind es noch immer 38 Prozent. Damit schlucken Kinder weit mehr Antibiotika als Erwachsene. Zum Vergleich: 33 Prozent aller Erwachsenen wurde in diesem Zeitraum ein Antibiotikum verordnet.

Im Auftrag der Bertelsmann Stiftung untersuchte Prof. Gerd Glaeske vom Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen die möglichen Hintergründe, Ursachen und Folgen der Verordnungspraxis. Besonders häufig werden danach Antibiotika bei akuter Mittelohrentzündung, fiebriger Erkältung und Grippe eingesetzt. Da es sich hierbei aber meistens um Virusinfekte handelt, helfen Antibiotika vielfach gar nicht, da sie nur gegen bakterielle Keime wirken. Werden sie zu häufig und unnötig eingenommen, besteht vielmehr die Gefahr, dass sie keine Wirkung mehr zeigen, wenn sie wirklich notwendig sind. Bereits jetzt stellen resistente bakterielle Erreger in Krankenhäusern ein großes Problem dar

Curt Kösters, Sprecher der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Homöopathie (WissHom), stellt dazu fest: „Homöopathische Ärzte fordern seit Jahren, den Einsatz von Antibiotika strikt auf Zustände zu beschränken, die ernsthaft lebensbedrohlich sind.“ Die Gefahren einer leichtfertigen Verschreibungspraxis sind Ärzten bekannt:
„Antibiotika sind immer toxisch. – Eine selektive Toxizität, die nur Krankheitserreger
und nicht den gesunden menschlichen Organismus angreift, gibt es nicht. Sie töten auch die nützlichen Bakterien, beispielsweise die Bakterienflora des Darms. Und letztendlich verursachen Antibiotika Resistenzen und sind damit auf lange Sicht unwirksam.“

Der „Faktencheck Gesundheit“ macht eine Reihe von Vorschlägen, wie die häufige Verordnung und Einnahme von Antibiotika eingedämmt werden kann. So sollten Allgemein-, Kinder- und HNO-Ärzte die medizinischen Leitlinien stärker berücksichtigen. Auch eine übergreifende Leit -linie zum Antibiotika-Einsatz wäre zu erwägen. Patienten sollten verstärkt darüber aufgeklärt werden, wann Antibiotika tatsächlich sinnvoll sind und wann ihr Einsatz eher Risiken hervorruft. Hier geht der „Faktencheck Gesundheit“ mit gutem Beispiel voran: Auf der Internetseite bietet er Patiententipps und Informationsmaterialien, etwa eine Elternbroschüre sowie eine Checkliste für den Arztbesuch mit einem Antibiotika-Pass.

Lesen Sie den Artikel „Antibiotika töten“ von Curt Kösters auf dem Wissenschafts-Blog des DZVhÄ: www.dzvhae-homoeopathie-blog.de